Schöne Kleidung, beste Laune, gutes Gewissen
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Nachhaltigkeit gehört in der Modewelt längst zum guten Ton. Worauf aber kommt es da an? Gehen Nachhaltigkeit und Mode zusammen einher? Ist es für den Gutmenschen von heute überhaupt noch möglich, mit gutem Gewissen Kleider zu kaufen? Und wenn ja, wie?
Wäre es doch so einfach wie damals. Da beschränkte sich der Begriff der Nachhaltigkeit auf die Agrarwirtschaft und besagte, dass im Wald nicht mehr Bäume gefällt werden als nachwachsen. Heute durchströmt der Anspruch an Nachhaltigkeit alle Lebensbereiche bis hin zur Frage, wie wir uns kleiden. Längst ist Nachhaltigkeit zur Angelegenheit jedes und jeder Einzelnen geworden und unserer Zeit entsprechend wahnsinnig komplex.
So gibt es mittlerweile 17 von der UN festgelegte Ziele für eine nachhaltige Welt. Wenn jede Unterhose, die wir tragen, all diesen Kriterien entsprechen müsste, würden die meisten von uns nichts mehr drunter tragen. Aus nachhaltiger Sicht würde dies jedoch überhaupt keinen Sinn ergeben, weil Unterwäsche per se einem nachhaltigen Ziel dient. Sie schützt die darüber getragene Jeans vor Verschmutzung, sodass wir diese seltener waschen müssen. Das spart Wasser und Energie – denn Stromverbrauch von 10 Unterhosen vs. 10 Jeans waschen = einfache Rechnung – und die Jeans lebt länger. Gerade nochmals gerettet.
Da stellt sich jedoch die nächste Frage, ob Jeans tragen überhaupt okay ist, obwohl ihre Herstellung durchschnittlich viel mehr Energie und Ressourcen verbraucht als die einer Stoffhose. Und wenn dann bei der Wahl für die Stoffhose plötzlich der Verdacht auftaucht, dass der Hersteller mit seinem Organic Cotton Label eigentlich Greenwashing meint, und die Frage einen quält, ob man doch auf Leinen hätte gehen sollen, da es weniger Wasser als Baumwolle braucht, drehen sich die Gedanken rund um Nachhaltigkeit und Ökoschuld im Kreis.
Dabei soll Mode als wichtiges Element von Selbstausdruck und Identität gerade auch als bewusste:r Konsument:in Spass machen dürfen. Inspiration, wie die Gestaltung der eigenen Garderobe mit dem Bewusstsein für nachhaltiges Handeln statt Schuldgefühlen Freude bringt, wollen dir diese Tipps mitgeben:
Nobody ist perfect
Du musst nicht mit jedem Pullover, den du kaufst, die Welt retten. Wenn jede:r ein bisschen gut handelt, kann das in der Menge viel bewegen. Überleg dir, was grundsätzlich deine wichtigsten nachhaltigen Werte sind, und vertraue darauf, dass es reicht, diese, so gut es geht, zu erfüllen. Liegt dir z. B. eine faire Behandlung der Menschen am Herzen, die an irgendeiner Stelle der Produktionskette eines Brands mitwirken? Dann leg deinen Fokus auf Fairtrade-Produkte wie zum Beispiel den Schmuck von Vieri oder Golpira. Ist dir die Erhaltung von Kleinmanufakturen und Kunsthandwerk ein Anliegen? Dann unterstütze Brands, die darauf auch einen Wert legen wie z. B. Poplin Project, Jungle Folk oder Kathrin Eckhardt. Wenn dir die Umwelt das grösste Anliegen ist, dann achte auf Ressourcen und naturschonende Aspekte, die etwa die beiden Lederbrands fin projects und Cervo Volante erfüllen, indem sie Leder natürlich gerben, oder Round Rivers, die PET-Flaschen aus der Limmat zu Bikinis und Jacken recyceln.
Vom Wissen anderer profitieren
Als Konsument:in Verantwortung zu übernehmen, bedeutet nicht, dass jede:r Einzelne zum wandelnden Lexikon über nachhaltige Mode werden muss. Es reicht, in der Umgebung ein paar Geschäfte für nachhaltige Mode ausfindig zu machen, die den eigenen Geschmack treffen und mit denen du stilistisch auf einer Wellenlänge bist. Genau so, wie du auf irgendeinem Gebiet richtig gut bist, haben sie Ahnung von nachhaltiger Kleidung. Da das Ladenteam voll hinter dem stehen muss, was sie anbieten, kannst du davon ausgehen, dass sie das Angebot nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt haben. (Ein Vorteil zu oftmals anonymen Online-Shops, wobei es auch hier Ausnahmen gibt.) Und bei Fragen hast du die Experten gleich vor dir! Meistens sind Ladenbesitzer und Verkäufer sehr gut informiert und bemühen sich, bestimmte Infos für dich zu besorgen, falls sie selbst überfragt sind. Auch wenn wir es etwas verlernt zu haben scheinen, mit unbekannten Menschen in den Dialog zu treten, entsteht aus einer Frage vielleicht ein wertvoller Austausch für beide Seiten.
Vertrauen durch Transparenz
Plagen dich Gewissensbisse, weil dein Lieblingsbrand nicht nachhaltig zertifiziert ist? Das ist an sich kein Grund, es gleich zu verbannen. Für kleine Brands sind Zertifikate wie Oeko-Tex oder Fairtrade womöglich zu teuer. Brands, die dennoch etwas Gutes zu erzählen haben, tun dies meistens auf ihrer Website oder auf Social Media. Vielleicht befinden sie sich auch im Transformationsprozess. So wie der schwedische Brand Ganni, der im Sommer 2021 seine Absichten und Ziele transparent gemacht hat. Nun kannst du als Kunde oder Kundin entscheiden, ob du dies so unterstützen magst, auch wenn die Verwandlung nicht von heute auf morgen geschehen kann. Findest du gar keine Informationen und erhältst auch keine Antwort auf deine Fragen, hast du Grund zur Skepsis. In dem Fall dürfte es leichtfallen, sich davon zu lösen und den Blick auf andere tolle Brands zu werfen.
Kleine Auswahl für mehr Freiheit
Zwischen 2 statt 50 Optionen für ein weisses T-Shirt zu wählen, hat nach dem ersten überwundenen Schock etwas sehr Befreiendes. Es spart Zeit und Energie beim Anprobieren und bei der Entscheidung. Zudem hast du mehr Kapazitäten, dich zu fragen, ob du dieses Teil wirklich brauchst und haben möchtest. Und in der gewonnenen Zeit kannst du dein neues Teil zum Kaffee an den See ausführen, statt dich noch immer durch Kaufhausetagen zu arbeiten oder durch unendliche Angebote von Online-Shop-Giganten zu scrollen.
Mach mal langsam
Slow Fashion ist die nachhaltige Antwort auf Fast Fashion. Sie erlaubt Brands wie auch ihren Kunden unabhängig von gängigen rasenden Modesaisons ihren eigenen Rhythmus. Sie setzt auf Qualität statt billige Massenware und ist perfekt, um jenseits der Modetrends einen eigenen Stil zu erkennen oder zu kreieren. Im Sinne der Slow Fashion baut sich deine Garderobe langsam auf und wird zu einer Schatzkammer von ganz bewusst gewählten Lieblingsteilen, die über die Jahre hinweg neu kombiniert werden können und aufeinander abgestimmt sind. Eine wunderbare Adresse in Zürich ist der Apartment Store. Dort findet sich eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Teilen mit hohem Qualitätsanspruch und dem Potenzial, den persönlichen Look auf lange Sicht zu ergänzen.
Kleidertausch, Vintage, Miete
Wenn du Lust verspürst, dich modisch auszutoben und dich immer wieder neu zu erfinden, dann spiel mit gebrauchten Kleidern. Vintage-Stores und Flohmärkte sind die bekanntesten Quellen.
Mittlerweile sind aber auch Plattformen wie Kleiderkreisel oder Flohmarkt-Shops (z. B. Marta) etabliert, die Einzelpersonen die Möglichkeit bieten, ihre Teile anzubieten und in den Kreislauf zu bringen. Sogar mieten kann man allerhand Kleider und Accessoires. Ein paar Adressen finden sich auf der Website von Fashion Revolution. Da sich die Modezyklen wiederholen, wirst du auch in Altem etwas finden, das einem aktuellen Look entspricht, zumal sich Vintage mit zunehmendem Bewusstsein als eigener Langzeittrend etabliert.
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